Eine kleine Insel, 450 m lang und rund 300 m breit, eingebettet in Mangrovensümpfe ist die Wiege Mexicos, der Azteken, so erzählt die Legende.
In der Sprache der Nahua bedeutet Mexcaltitán „Haus der Mexica“. Der Stamm der Mexica soll der Legende zufolge im Jahre Ce Tecpatl (AD. 1091) zusammen mit weiteren 8 Stämmen von Mexcaltitán aus, (welches als der nie gefundene Ort Aztlán gedeutet wird) aufgebrochen sein um den Ort ihrer neuen Siedlung zu finden: Den Platz an welchem ein Adler auf einem Kaktus sitzend mit einer Schlange kämpft. Sie fanden ihn nach einer sich über viele Generationen hinziehenden Suche im See Texcoco. Tenochtítlan, die grosse Stadt des Huitzilopochtli, wurde gegründet.
Mexcaltitlán ist nicht einfach zu erreichen, nur eine einzige, kaum befahrene Strasse führt zum Embarcadero, der Anlegestelle für die Fischerboote und zugleich Verladeplatz für den Fischfang aus den Kanälen und Sümpfen und den Marismas.
Einige Fischerboote stehen an der Lände, viel Hoffnung auf Touristen haben sie kaum, ihr Geschäft ist schon eher der Warentransport von und zur Insel: Lebensmittel und Ziegelsteine gehen auf die Insel, Fisch und Mengen an Scampis kommen von den Fischern und gehen an die Kooperativen. Reich ist noch keiner der gut 1000 Bewohner geworden, in ertragreichen Zeiten bekommen sie gerademal 25 Pesos (1,50 Euro), in ertragsarmen bis 70 Pesos (4,30 Euro) pro Kilo Shrimpfleisch, erzählt uns der Fischer, der uns durch die verschlungenen Kanäle schippert. Aber die Bewohner lieben ihr Inselchen, so sagt er, wer hier geboren wird, stirbt meist auch hier, seine „tierra“ verlässt man nicht gerne.
80 Pesos möchte er für die reguläre Strecke, aber für 50 Pesos mehr würden wir noch ein paar Nebenkanäle und eine komplette Rundumfahrt bekommen.
Während der langen Regenzeit jedes Sommers führen die Lagunen um die Insel beträchtliches Hochwasser, die Strassen werden regelmässig zu Kanälen. Es verwundert daher nicht, dass die wenigen Gassen und Strässchen, welche die Insel aufweist, von hohen Bordsteinen eingefasst sind, um die Häuser vor Überflutung zu schützen.
Wir schauen uns im kleinen Museum um, bescheidene 5 Pesos (30 Eurocent) erbittet man als Eintritt. Am Zocalo ist es um die Mittagszeit wie ausgestorben, nur einige Frauen kommen auf uns zu, bieten die Vorzüge Ihrer Fischküche in ihren kleinen Gaststätten feil. Das Leben hier geht seinen Gang, so wie es schon immer hier war: der Fang vom frühen Morgen muss verarbeitet werden
die tortillas sind vorzubereiten
und falls doch noch Touristen kommen sollten, müssen die Souvenirs im einzigen Andenkenladen der Insel plaziert sein
Mittlerweile kommen die Jüngsten von der Inselschule nach Hause zurück und wir staunen nicht schlecht, dass es hier sogar eine Inselklinik gibt!
Noch ein kurzer Aufenthalt im Schatten, ein eiskaltes Cola, ein Stückchen Capirotada, die eine Hausfrau direkt aus dem Fenster ihrer Küche heraus uns verkaufte. Der Fischer muss Essen, welches Frauen der Fischer bereitet haben, an die Lände liefern, er würde uns gleich mitnehmen, wenn’s uns recht wär. Und so düsen wir durch die Lagunen, der Aussenborder muss alles hergeben was in ihm steckt, preschen durch schmale Durchfahrten in abgesperrten Bereichen der Scampi- und Muschelgebiete: Mittagszeit ist lange vorbei, meint der Capitan, die Männer haben Hunger!